Chenonceau „Das Schloss der Frauen“
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Architektur
Chenonceau „Das Schloss der Frauen“
„Das Schloss der Frauen“ ist mit jährlich 900.000 Besuchern das meist besuchteste Schloss in Frankreich.
Chenonceau ist ein idyllisch am Waldrand gelegenes Renaissancelustschloss mit großen Ziergärten. Charakterisiert wird es durch die sehr elegant überbaute Brücke über den Cher. Es trägt den Spitznamen „Schloss der Damen/Frauen“, nach den diversen Besitzerinnen, Mätressen und Königinnen, die das Bauwerk bewohnten und prägten.
Die Vergangenheit des Schlosses gibt Einblick in das Leben, die Intrigen und Feste der französischen Renaissance. „Ich vermag schwer die einzigartige Sanftheit und aristokratische Heiterkeit, die das Schloss von Chenonceaux atmet, zu schildern“, schrieb schon der Dichter Gustave Flaubert.
Die Schlossherrinnen:
Diane de Poitiers: 1499-1566, Mätresse von Heinrich II. König Heinrich II (Sohn von Franz I) schenkte Chenonceau seiner Geliebten Diane von Poitiers, die übrigens 20 Jahre älter war als er. Diane hatte ein Faible für die Jagd: Um bequemer in die Wälder am anderen Ufer zu gelangen, ließ sie eine 60m lange Brücke bauen. Der große Ziergarten stammt ebenfalls aus ihrer Epoche – hier betrieb sie eine eigene Seidenraupenzucht, ließ Gemüse und Obst anbauen.
Katharina von Medici: 1519-1589, Frau von Heinrich II. Nach dem Tod Heinrichs II 1560 zwang Katharina von Medici, die nunmehr die Regentschaft inne hatte, ihre Rivalin Diane, Schloss Chenonceau gegen das wehrhaft-düstere Chaumont an der Loire einzutauschen. Sie entfaltete in Chenonceau einen unglaublichen Luxus und Pracht – sie war für ihre rauschenden Feste bekannt, die sie als Witwe für ihre Söhne gab (Franz II und Maria Stuart; Karl IX; Henri III).
Louise de Lorraine: 1553-1601, Frau von Heinrich III, dem Sohn von Katharina von Medici. Nach dem Tod von Katharinas drittem Sohn (Heinrich III) veränderte Louise von Lothringen, dessen Witwe, das Schlossklima. Die „Schwarz-Weiß-Königin“ trauerte den Rest ihres Lebens zurückgezogen in Chenonceau, dessen Interieur sie größtenteils schwarz ausstatten ließ – sie selbst kleidete sich nur noch in der Trauerfarbe weiß.
Louise Dupin: 1706-1799. Im 18. Jh. wurde das Schloss wieder zu einem geistig-kulturellen Zentrum unter Madame Dupin, einer Vertreterin der Aufklärung. Sie organisiert Versammlungen mit Philosophen und Schriftstellern wie Montesquieu, Voltaire oder Rousseau, die im Schloss ein- und ausgingen. Dank der Persönlichkeit Madame Dupins blieb das Schloss von dem Zerstörungsdrang in der Französischen Revolution total verschont.
Madame Marguerite Pelouze, die 1864 das Schloss kaufte, entstammt der industriellen Bourgeoisie und ließ das Schloß in seinen ursprünglichen Zustand – wie zu Bohiers Zeiten – versetzen. Dies sprengte ihre finanziellen Mittel jedoch so sehr, dass sie das Schloss verkaufen musste. Bis 1913 wird Chenonceau mehrmals verkauft.
Simone Menier : 1881-1972. Sie ist im 1. Welkrieg Krankenschwester und verwaltet bzw. vergrößert das dort eingerichtete Krankenhaus auf Kosten ihrer Familie, die 1836 die Schokoladentafel erfundne hatte. Im 2. Weltkrieg verläuft die Grenze zwischen freiem und besetztem Frankreich exakt durch das Schloss. Die Galerie, deren Südtor den Zugang zum linken Ufer ermöglichte, erlaubte der Résistance, viele Menschen in die freie Zone zu schmuggeln. Während des gesamten Krieges stand eine deutsche Batterie bereit, auf Befehl Chenonceau zu zerstören. Noch heute ist das Schloss im Besitz der Familie Menier, die das Gut jedoch nicht mehr bewohnt.
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